V. Faust
Was heißt Anpassungsstörung?
Das ganze Leben besteht letztlich aus einer endlosen Summe von Belastungen, alltäglichen zwar, aber lästigen, unangenehmen, peinlichen, störenden oder gar erheblich beeinträchtigenden bis quälenden oder zermürbenden. Der größte Teil ist glücklicherweise auszuhalten, befriedigend zu überwinden oder einfach „wegzustecken“. Er ruft deshalb auch keine seelischen oder körperlichen bzw. psychosozialennSymptome hervor. Wenn das jedoch nicht gelingt, dann drohen Anpassungsstörungen:
Anpassungsstörungen treten nach entscheidenden Lebensveränderungen, belastenden Lebensereignissen oder schweren körperlichen Erkrankungen auf. Sie sind Zustände von subjektivem Leid und gemütsmäßiger Beeinträchtigung (Definition modifiziert nach der ICD- 10 der WHO).
Die Belastungen können sowohl das engere soziale Umfeld (z.B. Trauerfall oder Trennungserlebnis) als auch weitere soziale Aspekte betreffen (z.B. Emigration oder Flucht). Die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA) zählt in ihrem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen – DSM-5® noch weitere Beeinträchtigungen hinzu (z.B. Beendigung einer Liebesbeziehung) oder mehrere Belastungsfaktoren auf einmal (z. B. erhebliche Schwierigkeiten am Arbeitsplatz und in der Ehe).
Die Belastungen können sowohl wiederkehrend als auch kontinuierlich (fortdauernd) sein und im Zusammenhang mit spezifischen Lebensphasen stehen (z.B. Schulbeginn, Verlassen des Elternhauses, Heirat, Elternschaft, Nichterreichen beruflicher Ziele, Pensionierung). Von der zeitlichen Begrenzung her sollte diese Störung innerhalb von ein bis drei Monaten nach Beginn der Belastung (Fachbegriff: Stressor) auftreten und nicht mehr als ein halbes Jahr dauern.
Die Symptome (Krankheitszeichen) sind unterschiedlich und betreffen vor allem die Stimmung. Deshalb dominieren depressive Reaktionen, Angst (vor ich weiß nicht was) oder Furcht (vor konkreten Belastungen oder Folgen). Oder noch gezielter: Besorgnis und Befürchtungen. Ferner das Gefühl, unmöglich zurechtzukommen, vorauszuplanen oder in der gegenwärtigen Situation so fortfahren zu können wie früher.
Was sich fast immer bemerkbar macht ist eine Einschränkung in der Bewältigung alltäglicher Aufgaben, zuletzt selbst dort, wo eigentlich die Routine alles einfacher machen könnte. Oder in den Worten der Betroffenen: „Nichts geht mehr wie früher“ oder „nichts ist mehr wie es war“.
Im Buch finden Sie den kompletten Beitrag mit weitergehenden Informationen zu Unterteilung der Anpassungsstörungen, Differentialdiagnose sowie Therapie, bzw. Krisenintervention.
Zitierweise:
Faust V (2020): Von Amok bis Zwang - Band 6, ecomed Medizin, Landsberg
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