W. Struhal, M. Aigner
Einleitung, Definition, Klassifikation
Die Diagnose Demenz wird im DSM-5 als Schwere Neurokognitive Störung eingeordnet. Der Begriff Demenz wird auch zusammen mit dem ätiologischen Subtyp verwendet. Für die weniger schwerwiegende Form der kognitiven Beeinträchtigung wird im DSM-5 die Leichte Neurokognitive Störung eingeführt.
Diese neue Diagnosekategorie könnte in der Versorgung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Im DSM-IV war sie noch eine Restkategorie unter den „anderen kognitiven Störungen“. Die Grenze zur Demenzerkrankung kann man als gedachte Schwelle der Leistung kognitiver Funktionen annehmen, ab der eine weitere Leistungseinbuße im Alltag bemerkbar wird. Diese Schwelle stellt zugleich die Schwelle zur neurologischen Erkrankung dar (Demenzerkrankung). Auch bei zunehmendem Altern kommt es jedenfalls zum Abbau der kognitiven Funktionen, die gedachte Schwelle wird jedoch im Rahmen gesunder Alterungsvorgänge nicht erreicht.
Relevante Faktoren für kognitives Altern sind zu ca. 50 % genetisch bedingt und damit derzeit nicht beeinflussbar. 50 % sind jedoch durch einen gesunden Lebenswandel im mittleren Alter beeinflussbar.
Die Demenz ist ein klinisches Syndrom. Dieses Syndrom wird im ICD-10 als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Störung des Gehirns gesehen. Im ICD-10 müssen die Symptome über mindestens 6 Monate anhalten, um von einer Demenz sprechen zu können. Demenz wird eingeteilt in Schweregrade, diese Einteilung in die Schweregrade ist aber nicht starr, sondern kann im Einzelfall auch anders beurteilt werden. Im deutschen Sprachraum wurde davor die heute schwere Demenz – die von Bleuler (1916) als Demenz definiert wurde – als die eigentliche Demenzdiagnose angesehen. Auch heute noch wird daher vor allem im deutschen Sprachraum in der Allgemeinbevölkerung eine Demenzdiagnose als besonders schwer angesehen, leichtere Demenzformen nicht als solche erkannt. Auf der biologischen Ebene werden die primär degenerativen Demenzerkrankungen von den sekundären Demenzerkrankungen unterschieden.
Grundsätze der Therapie beziehungsweise Vorbeugung von Demenz
Wichtig ist die körperliche und geistige Aktivierung. Am besten im Rahmen einer Tages-Strukturierung, die dem Patienten soziale Integration ermöglicht. In so genannten Tagesheimstätten kann der Patient mit seinesgleichen aktiv sein. Strukturierende Einrichtungen können gemeindenahe, meist an Pflegeheime beziehungsweise Pensionistenheime angebunden, diese Tages-Strukturierung und damit geistige und körperliche Aktivierung bieten (kognitives Training, kognitive Stimulation, Realitätsorientierung, Reminiszenzverfahren, körperliche Aktivierung, wie z.B. Sitztanzgruppen, Ergotherapie, Musiktherapie, Multimodale Sensorische Verfahren, wie z.B. „Snoozelen“). Die Patienten wohnen dabei zu Hause und werden zur Tagesheimstätte gebracht beziehungsweise abgeholt. Bei leichter Demenz kann der Patient noch alleine leben, ohne zu verwahrlosen. Angehörigen kommt dabei neben der sozialen Funktion auch eine gewisse Kontrollfunktion und Organisationsaufgabe zu. Sachwalter bzw. in Österreich Erwachsenenvertreter können bei finanziellen und organisatorischen Entscheidungen helfen.
Den kompletten Artikel können Sie in unserem Kompendium "Aktuelle Therapie in der Neurologie" nachlesen.
Zitierweise:
Struhal W, Aigner M (2021). Demenz. In: Grisold W, Berlit P (Hrsg): Aktuelle Therapie in der Neurologie. 48. Erg.-Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
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