P. Reinhold, E. Schlüter
Altersbedingt können Kinder aufgrund fehlender Einsicht den Sinn und die Bedeutung einer Untersuchung oder Therapie nicht oder aber nicht voll verstehen und akzeptieren. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass unangenehme und schmerzhafte Maßnahmen bei Kindern Stress mit den entsprechenden psychischen und somatischen Konsequenzen verursachen.
Schon ab dem frühen Kindesalter werden als Reaktion auf eine unzureichende Stressabschirmung und Schmerzausschaltung gesteigerte Morbidität und Mortalität nachgewiesen (Anand 1987). Ferner werden Chronifizierungsprozesse durch repetitive Schmerzstimuli eingeleitet (Grunau 1998).
Diese Schädigungen zu minimieren, ist nicht nur aus medizinischen, sondern auch aus ethischen und juristischen Gründen geboten. Es gibt ausreichend nichtmedikamentöse Möglichkeiten, lokoregionalanalgetische sowie systemisch (analgo-)sedative Verfahren sowie anästhesiologische Methoden, um hier Schmerzlinderung bzw. -freiheit zu gewähren.
Nichtmedikamentöse Hilfen
Kindgerechte Umgebung, Anwesenheit der Bezugspersonen, altersentsprechende, ehrliche und einfühlsame Darstellung der Vorgänge, aber auch Benennung unvermeidlicher Missempfindungen tragen zum Aufbau verlässlicher Beziehungen bei, damit die Kinder die Untersuchungen und Behandlungen besser bewältigen können (Leroy 2016). Darüber hinaus können kognitive und verhaltenstherapeutische Ansätze wie Ablenkung, Imagination, Hypnose, aber auch Konzentration auf Atmung und Muskelspannung, ebenso wie die Beachtung des Biorhythmus dazu beitragen, die Situation für die Kinder erträglicher zu gestalten (Uman et al. 2013).
Speziell in der Neonatologie ist der schmerzreduzierende Effekt von „facilitated tucking“ (Halten des Kindes in Rumpfbeugung), Stillen, nicht nutritivem Saugen, Lutschen von Sucrose (= Saccharose, 1–10 Tropfen Sucrose 25%) bei Absaugen, Fersenstich, Venenpunktion oder Impfung wissenschaftlich gut belegt (Cignacco et al. 2007).
Im Buch finden Sie weitere Erläuterungen zu medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten u.a.
Zitierweise:
Reinhold P, Schlüter E (2017): Prozedurale Belastungen und Schmerzen. In: Buschmann-Prayon K, Draheim N, Ebinger F et al.: Der Kinderschmerz, ecomed Medizin, Landsberg
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