Kennzeichen dieser chronischen Stoffwechselerkrankung sind erhöhte Blutzuckerspiegel.
Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Zivilisationskrankheit. Die Ursachen liegen
vorrangig in Überernährung und Bewegungsmangel. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit
steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Blutzuckerwerte und ihre Bedeutung (Kapillarblut) |
|
Nüchtern mg/dl (mmol/l) |
2 Stunden nach dem Essen mg/dl (mmol/l) |
|
Diabetes mellitus |
> 126 (> 7,0) |
≥ 200 (≥ 11,1) |
|
Gestörte Glukosetoleranz |
110–126 (6,1–7,0) |
140–200 (7,8–11,1) |
|
Normalwerte |
< 110 (< 6,1) |
< 140 (< 7,8) |
|
Hypoglykämie |
< 50 (< 2,8) |
Akute Komplikationen |
Hypoglykämischer Schock
- Bewusstseinsverlust, vorausgehend evtl. Unruhe, Verwirrtheit
|
Diabetisches Koma
- Bewusstseinsverlust,vorausgehend Schläfrigkeit, Durst, große Urinmengen
|
Folgekrankheiten („Spätschäden“)
Diabetische Retinopathie (Schädigung der Netzhaut)
- Gefahr der Erblindung
- Im Frühstadium durch regelmäßige Untersuchung (Spiegeln des Augenhintergrundes, Funduskopie) erkennbar
Diabetische Nephropathie (Schädigung der Nieren)
- Gefahr dauernder Dialysepflicht
- Im Frühstadium durch Laborkontrollen erkennbar
Diabetische Makro- und Mikroangiopathie (Schädigung großer und kleiner Blutgefäße)
- Im Frühstadium durch Laboruntersuchung und Blutgefäßdiagnostik erkennbar
- Im fortgeschrittenen Stadium Beinschmerzen beim Gehen (periphere arterielle Verschlusskrankheit), Herzinfarkt, Schlaganfall
Diabetische Neuropathie (Schädigung des Nervensystems)
- Im Frühstadium erkennbar (z.B. „Stimmgabeltest“)
- Im fortgeschrittenen Stadium Verlust der Gefühlswahrnehmung an den Fußsohlen, Missempfindungen („Burning Feet“), Gangstörung, Harnentleerungsstörung
Abwehrschwäche des Immunsystems
- Gehäuft banale Infekte (Nagelmykose!), auch bedrohliche Infektionserkrankungen (Lungen-, Nierenbeckenentzündung)
Wundheilungsstörung
Verlangsamte Wundheilung und Neigung zu Wundinfektion nach Operation
Das diabetische Fußsyndrom ist eine Folge von Makro-, Mikroangiopathie und Neuropathie. Schlecht heilende Wunden und Ulzerationen entstehen oft aus Hornhautschwielen und kleinen Verletzungen
Medikamentöse Behandlung
Blutzuckereinstellung mittels oraler Medikation und/oder Insulin
Allgemeine Maßnahmen
Einnahme der Medikamente
- Sicherstellung der korrekten Einnahme der Dauer- und Bedarfsmedikamente streng nach ärztlicher Verordnung
- Ausreichender Medikamentenvorrat bis zum nächsten Arztkontakt
- Sicherstellung sachgerechter Blutzuckermessung und ggf. Insulininjektion
- Gewährleistung situativer Anpassung der Insulindosis im Fall des Über-/Unterschreitens kritischer Blutzuckerwerte (nach Festlegung durch Arzt)
- Erkennen von Anzeichen einer drohenden Blutzuckerentgleisung (Diabetisches Koma, Hypoglykämischer Schock) und Ergreifen von Maßnahmen zu deren Abwendung
Begleitende und rehabilitative Maßnahmen
- Diabetikergeeignete Normalkost und Sicherstellung ausreichender Trinkmenge
- Regelmäßige körperliche Aktivität (Umfang nach Absprache mit Arzt)
- Hilfsmittel (z.B. Blutzucker-/Blutdruckmessgerät, Diabetesschutzschuhe)
- Blutdruckselbstmessung bei begleitendem Bluthochdruckleiden
- Sachgerechte Pflege der Füße (ggf. medizinische Fußpflege)
- Schulung von Grundwissen zu Diabetes, Risikofaktoren, diabetesgerechter Ernährung, Blutzuckermessung und Insulinbehandlung, Wirkung von Alkohol, Auswirkung körperlicher Aktivität, Wahrnehmung und Vermeidung drohender Hypoglykämie, Pflege der Füße
- Einbindung in strukturiertes medizinisches Versorgungskonzept (z.B. Disease-Management-Programm, DMP)
Häusliche Versorgung
- Sicherung der Grundversorgung mit geeigneten Nahrungsmitteln und Getränken
Hinweis!
- Diabetische Spätschäden sind Folge langfristig erhöhter Blutzuckerwerte.
- Im hohen Alter und bei multimorbiden Patienten kann die Vermeidung bedrohlicher Über-/Unterzuckerungszustände Vorrang vor dem Ziel „normaler“ Blutzuckerwerte haben (Ärztliche Entscheidung!).
- Für eine langfristige erfolgreiche Therapie sind auch nichtmedikamentöse Maßnahmen unverzichtbar.
- Auch nichtmedikamentöse Maßnahmen bedürfen der Absprache mit dem behandelnden Arzt.
- Patient und Pflegeperson müssen die Notwendigkeit der Therapie verstehen und diese zuverlässig umsetzen können.
Zu klärende Fragen
- Beherrscht der Patient oder sein Angehöriger zuverlässig die ihm seitens des behandelnden Arztes übertragenen Aufgaben? – Einnahme der Medikamente nach Plan, Messung und Dokumentation der Blutzuckerwerte, Umgang mit Insulin-Pen, Injektionstechnik, Anpassung der Insulindosis an Blutzuckerwerte nach ärztlich vorgegebenem Schema
- Sind elementare Zusammenhänge zwischen Ernährung, körperlicher Aktivität und Höhe der Blutzuckerwerte bekannt?
- Sind Pflegebedürftiger und Angehörige über Anzeichen einer drohenden Hypoglykämie und Maßnahmen zur rechtzeitigen Abwendung derselben informiert?
- Ist der Patient in ein strukturiertes Versorgungskonzept eingebunden (DMP)?
- Ist eine ausreichende Pflege der Füße sichergestellt?
- Besteht bei Bedarf Zugang zu speziellen Behandlungsangeboten (Diabetologische Fußambulanz)
- Sind Hilfsmittel zur Verbesserung der Mobilität in oder außerhalb der Wohnung erforderlich?
- Benötigt der Pflegebedürftige Diabetesschutzschuhe aufgrund Neuropathie/Durchblutungsstörungen? Ist der Patient in ausreichendem und ärztlich empfohlenem Umfang körperlich aktiv?
- Ist die Versorgung mit diabetesgeeigneten Nahrungsmitteln und Getränken sichergestellt?
Zitierweise
MDK Bayern, TH Deggendorf: Checklisten für die Pflegeberatung, Darauf kommt es in der Beratungspraxis an! Pflege, Gesundheitsförderung, Organisation und Rechtsfragen, ecomed Medizin, Landsberg