Die Versorgung mit medizinischem Cannabis aus der Sicht der Patient*innen – Ergebnisse einer quantitativen Befragung

Kirsten Lehmann, Leonie von Hülsen, Philipp Hiller, Jens Kalke, Uwe Verthein

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Den kompletten Artikel können Sie in unserer Zeitschrift "Suchtmedizin" nachlesen.

Zusammenfassung:

Hintergrund: Seit 2017 kann Patient*innen mit „schwerwiegenden Erkrankungen“ Cannabis auf Kosten der gesetzlichen Krankversicherung verordnet werden. Jedoch bleibt der Zugang zu medizinischem Cannabis aufgrund einer zurückhaltenden Verschreibungspraxis sowie Ablehnungen der Kostenübernahmeanträge häufig erschwert.

Methode: Zwischen August 2019 und Januar 2020 wurden betroffene und potenzielle Patient*innen mittels einer quantitativen Befragung zu ihren Erfahrungen mit dem Verschreibungs- und Bewilligungsverfahren befragt. Die Auswertung differenziert zwischen drei Gruppen: Patient*innen, die sich in einer Cannabisbehandlung befinden und bei denen die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden (N = 57), Patient*innen mit einem abgelehnten Kostenübernahmeantrag (N = 52) sowie Personen, die bislang keine Ärzt*in für die Verschreibung von medizinischem Cannabis gefunden haben (N = 61).

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Befragungsteilnehmer*innen beträgt 43,2 (± 13,3) Jahre und 64,1 % sind männlich. Chronischer Schmerz (71,2 %) ist das am häufigsten genannte Symptom, für das eine Cannabismedikation genutzt bzw. gewünscht wird. Patient*innen mit Kostenübernahme sind zumeist (80,4 %) mit der therapeutischen Wirkung der Cannabisbehandlung zufrieden, während eine Zufriedenheit mit dem Beantragungs- und Behandlungsablauf lediglich bei 50,9 % vorhanden ist. 86,5 % der Patient*innen, die über keine Kostenübernahme verfügen, erhalten medizinisches Cannabis über ein Privatrezept. In der Gruppe mit erfolgloser Ärzt*innensuche konsultierten 45,0 % drei oder mehr Ärzt*innen, um medizinisches Cannabis verschrieben zu bekommen.

Schlussfolgerungen: Hinsichtlich einer bedarfsgerechten Versorgung von Patient*innen mit medizinischem Cannabis besteht Handlungsbedarf. Modellprojekte und klinische Studien könnten dazu beitragen, Versorgungsstrukturen mit Cannabisarzneimitteln weiterzuentwickeln, um zu einer qualitätsgestützten und verbesserten Verschreibungspraxis zu gelangen.

English Version:

Patients’ view on the care situation with medical cannabis – results of a quantitative survey

Background: Since 2017, medical cannabis can be prescribed at the expense of statutory health insurance for patients with “serious illnesses”. However, access to medical cannabis often remains challenging due to reluctant prescribing practices and rejections of applications for reimbursement.

Method: Between August 2019 and January 2020, patients and potential patients were asked about their experiences with the prescription and approval procedure by a quantitative survey. The analysis differentiates between three groups: Patients in cannabis treatment and whose costs are covered by their health insurance (N = 57), patients whose application for coverage has been rejected (N = 52), and persons who have not yet found a physician to prescribe medical cannabis (N = 61).

Results: The average age of the participants is 43.2 (± 13.3) years, and 64.1% are male. Chronic pain (71.2%) is the most frequently mentioned symptom for which cannabis medication is used or requested. Patients with cost coverage are mostly (80.4%) satisfied with the therapeutic effect of cannabis treatment, while satisfaction with the application and treatment process is only present in 50.9%. 86.5% of the patients who do not have cost coverage receive medical cannabis via a private prescription. In the group with an unsuccessful search for a physician, 45.0% consulted three or more physicians to obtain a prescription for medical cannabis.

Conclusions: There is a need for action concerning adequate care of patients with medical cannabis. Model projects and clinical trials could further develop care structures with medical cannabis to achieve a quality-supported and improved prescription practice.

Zitierweise:

Lehmann K, von Hülsen L, Hiller P, Kalke J, Verthein U (2022). Die Versorgung mit medizinischem Cannabis aus der Sicht der Patient*innen – Ergebnisse einer quantitativen Befragung. Suchtmedizin 24(1): 25–36

 

Haltmayer † / Bruggmann / Krausz / Backmund / Walter / Soyka

Addiction Medicine

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