K. E. von Mühlendahl, M. Otto
Abstract aus Umweltmedizin – Hygiene – Arbeitsmedizin:
Glyphosat ist ein Herbizid, dessen Wirkung auf der Blockierung eines nur für Pflanzen essenziellen Enzyms beruht. Es ist, sofern seine spezifische, enzymhemmende Wirkung betrachtet wird, nicht humantoxisch. Es ist nicht persistent. Das Ausmaß des Einsatzes – jährlich weltweit über 700 000 Tonnen – und das damit verbundene ubiquitäre Vorkommen und die Exposition von großen Teilen der Menschheit haben jedoch die Frage nach der Kanzerogenität aufkommen lassen. Die International Agency on Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Glyphosat als „wahrscheinlich kanzerogen für den Menschen (2A)“ eingestuft. Mehrere Behörden, die mit der aus einer solchen Klassifikation notwendigerweise resultierenden Regulierung zu tun haben, so beispielsweise in Deutschland das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und in Europa die European Food Safety Authority (EFSA), haben dieser Bewertung widersprochen. Die unterschiedlichen Einschätzungen resultieren u. a. daraus, dass Hazard/Gefährlichkeit und Risk/Risiko in unzulässiger Weise miteinander vermengt bzw. nicht klar getrennt werden. Das an dieser Bewertung beteiligte BfR und die EFSA hätten gut daran getan, den Bewertungsprozess offenzulegen; und sie hätten sich explizit auf die Einschätzung des Risks/Risikos (das aus Hazard/Gefährlichkeit resultiert) beschränken sollen.
English Version:
Glyphosate, a herbicide blocking an enzyme essential for all plants, but not for animals and humans, has certain advantages as compared to other plant protection products. It is not persistent. Due to the production and application of more than 700 000 tons per year, large portions of mankind are exposed. The International Agency on Research on Cancer (IARC) of the World Health Organization (WHO) has looked more closely on glyphosate and has classified it as “probably carcinogenic for humans (2A)” The German Bundesamt für Risikobewertung (BfR) and the European Food Safety Authority (EFSA) have analyzed the data and contradict the IARC classification. In this paper, the process of decision finding and essential arguments for the contradictory classification are commented. In the ensuing public discussions, conflicts could have been rationalized if the BfR and the EFSA had offered more transparency regarding their evaluation and had restricted their opinions and their proposals to their genuine task: to propose regulations concerning the risks (which follow from possible hazards).
Zitierweise:
von Mühlendahl KE, Otto M (2016). Glyphosat: gefährlich (?), nützlich; erlaubt oder zu verbieten?. Umweltmed – Hygiene – Arbeitsmed 21(4): 183–187
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