Hygiene im klinischen Bereich bei Verdacht auf und Erkrankung an Covid-19

G. Caspari

Nachfolgend sind die wichtigsten Pflichten, Schutzmaßnahmen und Umgangsregelungen zusammengefasst, die bei Verdacht oder Erkrankung an Covid-19 zu beachten sind:

Pflichten des Arbeitgebers

  • Gefährdungsbeurteilung erstellen oder erweiternBioStoffV, TRBA 250 Abs. 3, TRBA 100 Abs. 4
  • Betriebsanweisung erstellen und Personal unterweisen§ 14 (1) BioStoffV
  • Bereitstellung Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und UnterweisungArbMedVV, PSA-BV
  • Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung
    • anbieten bei FFP2 Masken
    • veranlassen bei FFP3-Masken (wenn Atemwiderstand > 5 mbar)DGUV-I 504-26
  • im Behandlungsbereich ausreichend und korrekt angebrachte Desinfektionsmittelspender bereitstellen
  • auf Gesundheitszustand des eingesetzten Personals achtens.a. RKI Management Kontaktpersonen

Personalschutzmaßnahmen/Persönliche Schutzausrüstung

  • Einsatz geschulten Personals, welches von der Versorgung anderer Patienten freigestellt wirdRKI: Hygienemaßnahmen B), möglichst keine Risikopersonen, Einsatz bei Schwangerschaft und Stillzeit siehe §§ 11 (2) + 12 (2) MuSchG, Landesregierung S-H

Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA):

  • Einmalschutzkittel, ggf. wasch- und desinfizierbarer OP-Kittel nach AufbereitungABAS Empfehlung
  • Schutzhandschuhe (ggf. chemikaliendicht mit Stulpen),Handschuhdesinfektion nur wenn vom Hersteller vorgesehen
  • SchutzmaskeRKI:Hinweise (mögl. FFP2 für Normalbetrieb, ggf. FFP3 für Intubation u. Bronchoskopie)
    • Wiederverwendung bei LieferengpässenTRBA250 Anhang 7(2), ABAS Beschluss 609, RKI: Ressourcenschonender Einsatz
    • Ausweichlösungen im Notfall: statt CE-Kennzeichnung auch NIOSH-Standard N95 (USA, Kanada), P2 (Australien)BAuA: Antworten
    • Wiederaufbereitung nach Herstellerangaben: bei FFP2 R möglich, bei FFP2 NR nicht möglichBAuA: Antworten
    • Nach Ablaufdatum Eignung fraglich, ggf. Hersteller kontaktierenBAuA: Antworten
    • Dichtsitz erforderlich (z.B. Bart abrasieren, Schmuck und Piercings entfernen)!DGUV-Regel 112-190
    • Ggf. Tragezeitbegrenzung beachtenDGUV-Regel 112-190, Anhang 2
    • Maske entsorgen, wenn feucht oder kontaminiert
    • s.a. Übersichtstabelle AtemschutzBAuA: Empfehlungen, BfArM: Hinweise
  • Schutzbrille bzw. Gesichtsschutz
  • Haube

Schutz bei speziellen Interventionen:

  • OP-Schuhe (flüssigkeitsdicht, wasch- und desinfizierbar bei 60°C)
  • Schürze (wasserundurchlässig und desinfizierbar bei 60°C)

Anlegen der Schutzkleidung

  1. Hygienische Händedesinfektion (Einwirkzeit beachten)z.B. www.mrsa-net.nl/de
  2. Anlegen der Schutzkleidung in folgender Reihenfolge (Reihenfolge nicht zwingend, aber sinnvoll):zahlreiche Lehrfilme siehe YouTube

Kittel ➝ Haube ➝ Mund-Nasen-Schutz ➝ Schutzbrille ➝ Handschuhe
(Handschuhe über Kittelbund ziehen)

Ablegen der Schutzkleidung (besonders beachten und üben, Kontaminationsgefahr!!)zahlreiche Lehrfilme siehe YouTube

  1. Kittel öffnen
  2. Handschuhe ausziehen ohne Selbstkontamination
  3. Hygienische Händedesinfektion(Einwirkzeit beachten)
  4. Kittel abstreifen, nach innen schlagen, zusammenrollen und abwerfen
  5. Hygienische Händedesinfektion(Einwirkzeit beachten)

Zugang des Patienten und Unterbringung, Meldepflicht

  • Ggf. telefonische Krankschreibung, spezielle Sprechzeiten und Teststellen für Covid-19 Verdachtsfälle, am Wartebereich vorbeischleusen, Aufzüge einzeln mit Maske benutzenABAS Empfehlungen, RKI: Optionen
  • Einzelunterbringung in Isolierzimmer mit eigener Nasszelle, wenn möglich mit Schleuse/Vorraum, Übertragung durch raumlufttechnische Anlage ausschließenRKI: Hygienemaßnahmen B)
  • Meldepflicht bei klin. Verdacht unverzüglichCoronaVMeldeV, nicht erst wenn das Laborergebnis kommt!
  • Meldepflicht§ 9 (3) IfSG ebenfalls unverzüglich, wenn sich der Verdacht nicht bestätigt!

Desinfektion und Reinigung

  • Desinfektionsmittel anfordern/besorgenzugelassen, VGH- oder RKI-gelistet, im Notfall EigenproduktionBAuA: Ausnahmezulassung
  • Desinfektionsmittel mit folgendem Wirkungsbereichen verwendbar: „begrenzt viruzid“ (wirksam gegen behüllte Viren), „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“
  • Regelmäßige Händedesinfektion, falls Desinfektionsmittel nicht (mehr) vorhanden: mindestens 20 s mit Seife waschen
  • Patientenkontaktflächen: Wisch-Flächendesinfektion von z.B. Stuhl, Untersuchungsliege, Nachttisch, Nassbereich, Türgriffe etc.
  • Medizinprodukte:
    • thermische Desinfektion bevorzugen; wenn zentral desinfiziert wird: Transport in einem geschlossenen, außen desinfizierten Behälter
    • Medizinprodukte mit direktem Kontakt zum Patienten (z.B. Stethoskop, Blutdruckmanschette) patientenbezogen verwenden, nach Gebrauch desinfizieren
  • Geschirr: in einem geschlossenen Behältnis zur Spülmaschine
  • Wäsche/Textilien: desinfizierendes Wäschedesinfektionsverfahren gemäß RKI-ListeRKI-Liste Abschnitt 3.1
    • Taschentücher nur als Einwegtücher
  • Betten und Matratzen: wischdesinfizierbare Überzüge empfohlen
  • Besondere Gefahr: Kontamination bei Computertastaturen (desinfizierbar?) und Telefonen

Abfall

  • Fester Abfall im verschlossenen und reißfesten Plastiksack aus Patientenzimmer zur Abfallsammlung transportieren
  • Spitze und scharfe Gegenstände in bruch- und durchstichsichere Gefäße legen

Umgang mit Verstorbenen

  • Tod an Covid-19 ist meldepflichtigCoronaVMeldeV
  • BasishygieneKRINKO, Vorsicht bei Entfernung von Kathetern und SchläuchenRKI Verstorbene
  • Leichenschau mindestens nach Schutzstufe 3BioStoffV, besondere Vorsicht bei Krematoriumsleichenschau
  • Covid-19 auf Totenschein benennen (wg. Infektiosität ggf. länderspez. Regelungen)
  • Möglichst keine rituellen Waschungen oder Balsamierungen
  • Nationale Transporte im Holzsarg problemlos, bei internationalen Transporten ggf. Zinksarg nötig

Literatur und Quellen unter www.ecomed-medizin.de/labor-und-hygiene-im-klinischen-bereich-bei-verdacht-auf-und-erkrankung-an-covid-19

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