Intensivmedizinische Therapie bei Patienten mit Verdacht auf irreversiblen Ausfall der Hirnfunktionen

G. Frings, C. Brauner, M. Heuer, G.M. Kaiser

| AINS | Chirurgie | Intensivmedizin

Den kompletten Artikel können Sie in unserem Kompendium "Intensivmedizin" nachlesen

Zusammenfassung:

Dem Mangel an Spenderorganen in Deutschland kann neben der Durchführung von Splitorgantransplantationen und Transplantationen nach Lebendspende durch die Erweiterung der Spenderkriterien begegnet werden. Hierbei handelt es sich meist um Spender im fortgeschrittenen Alter (> 65 Jahre), einem Intensivaufenthalt > 7 Tage, Body-Maß Index (BMI) > 30 kg/m2 und/oder Serumnatriumkonzentrationen > 165 mmol/l und/oder Anamnese einer Tumorerkrankung (Benko et
al. 2017, Gallinat et al. 2019, Tullius et al. 2001). Dies erfordert ein optimales, intensivmedizinisches Management des (potenziellen) Organspenders vor, während und nach Feststellung des irreversiblen Ausfalls der Hirnfunktion. Dabei steht die Stabilisierung des Kreislaufs sowie die Sicherstellung eines weitgehend physiologischen Hormonstatus im Vordergrund.

Empfohlen wird ein ZVD- oder PCWP-, bzw. PiCCO-gesteuerter Volumenersatz etwa in Kombination mit Vasopressoren unter erweitertem Monitoring mit Echokardiographie. Ziel sollte ein MAD > 70 mmHg sein, um eine adäquate Organperfusion zu gewährleisten. Um eine Hypovolämie zu vermeiden, sollte bei einer Urinausscheidung von > 7 ml/kg/h, eine frühzeitige Vasopressin-Gabe erfolgen. Falls sich trotz einer suffizienten Volumen- und Katecholamin-Therapie kein MAD > 70 mmHg erzielen lässt, sollte Hydrokortison verabreicht werden.

Diese Maßnahmen sollten in der Intensivmedizin von jedem sogenannten „Entnahme-Krankenhaus“ in Kooperation zwischen den Intensivmedizinern aller Fachdisziplinen und dem Transplantationsbeauftragten als SOP für die organprotektive Therapie etabliert sein. Damit würde man das aktualisierte Transplantationsgesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende und dem „Gemeinschaftlicher Initiativplan Organspende“ des Bundesgesundheitsministers, sondern medizinisch wie auch ethisch dem Spenderwillen zur  Durchführung der Organspende entsprechen (DIVI 2015, Bundesministerium für Gesundheit u. Deutsche Stiftung Organtransplantation 2019). Die organprotektive Therapie ist ein sehr wichtiges Element für eine erfolgreiche Transplantation mit gutem Langzeitergebnis beim Organempfänger.

Zitierweise:

Frings G, Brauner C, Heuer M, Kaiser GM (2020). Intensivmedizinische Therapie bei Patienten mit Verdacht auf irreversiblen Ausfall der Hirnfunktionen. In: Eckart J, Weigand M, Briegel J (Hrsg.). Intensivmedizin, 99. Erg.-Lfg., Landsberg: ecomed Medizin

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