T. Moeckl
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Die prähospitale Diagnostik eines akuten Koronarsyndroms wird durch die apparativen Möglichkeiten vor Ort sowie den engen Zeitrahmen bis zur Einleitung einer definitiven Therapie limitiert. Am Anfang steht die Diagnosesicherung mittels 12-Kanal-EKG, das binnen 10 Minuten angefertigt und interpretiert sein soll. Die prähospitale Therapie wird mit ASS eingeleitet, das ohne Erhöhung des Blutungsrisikos sowohl oral, als auch intravenös appliziert werden kann. Dem begleitenden intravenösen Heparinbolus mangelt es trotz breiter Anwendungspraxis an wissenschaftlicher Evidenz und er wird primär für die prähospitale Therapie des ST-Hebungsinfarkts empfohlen.
Die Frage nach der Notwendigkeit einer prähospitalen P2Y12-Hemmergabe kann nicht eindeutig beantwortet werden: bezüglich der prähospitalen dualen Plättchenaggregationshemmung bei STEMI wissen wir über Ticagrelor, dass es sicher ist und zu weniger späten Stentthrombosen führt. Gleiches gilt mit Einschränkungen für das intravenös zu applizierende Cangrelor, das jedoch nicht im prähospitalen
Setting, nur gegen Clopidogrel und bei vornehmlich stabiler Angina pectoris getestet wurde. Prasugrel sollte ohne Kenntnis des Koronarstatus aufgrund des erheblichen Blutungsrisikos imFalle einer aortokoronaren Bypasschirurgie nicht appliziert werden.
Beim Nicht-ST-Hebungsinfarkt erbrachte die prähospitale Gabe von Prasugrel keinen Nutzen bezüglich ischämischer Endpunkte, jedoch signifikant mehr Blutungen. Der Nutzen und der optimaleZeitpunkt einer prähospitalen Ticagrelor- oder Clopidogrel-Gabe bei NSTEMI sind nicht untersucht.
Letztlich stellt die Koronarangiographie die therapeutische Endstrecke dar. Um eine Verschlechterung
des Outcomes zu verhindern, sollten neben ST-Hebungsinfarkten auch NSTE-ACS mit eindeutiger Klinik, hämodynamischer Instabilität oder akuter Herzinsuffizienz vorrangig in Zentren mit einer 24- h-PCIBereitschaft transportiert werden.
Zitierweise:
Moeckl T (2020). Klug handeln – prähospitale ACS-Versorgung. In: Eckart J, Weigand M, Briegel J (Hrsg.) Intensivmedizin, Kap. III-36, 97. Erg.-Lfg. ecomed Medizin, Landsberg
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