M. Busch, J. Anzenberger, A. Uhl
Abstract aus Suchtmedizin:
Hintergrund: Mortalitätskohortenstudien bei Personen mit risikoreichem Drogenkonsum sind Teil des von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht definierten Monitoringsystems. Sie ermöglichen, die Mortalität einer bestimmten Gruppe mit jener der Allgemeinbevölkerung und der in anderen Studien über dieselbe Zielgruppe beobachteten Mortalität zu vergleichen. Todesursachenspezifisch ausgewertet, liefern sie präventions- und handlungsrelevante Informationen.
Methode: Das pseudonymisierte Statistikregister, welches alle Personen enthält, die in Österreich eine Opioidsubstitutionsbehandlung beginnen, wurde für die Jahre 2002 bis 2016 mit der allgemeinen Todesursachenstatistik verlinkt (Substitutionskohorte 2018). (Todesursachenspezifische) Vergleiche wurden dabei über eine indirekte Standardisierung angestellt.
Ergebnisse: 24 892 Personen wurden vom 1.1.2002 bis 31.12.2016 über 197 739 Personenjahre beobachtet. Davon sind 1 526 Personen in diesem Zeitraum verstorben. Das beobachtete Standardmortalitätsverhältnis zur Allgemeinbevölkerung beträgt 4,5 – d. h. das Sterberisiko in der Substitutionskohorte 2018 beträgt das 4,5-Fache des Risikos in der Allgemeinbevölkerung mit gleicher Alters- und Geschlechtszusammensetzung. Die unikausale Todesursachenkodierung der Statistik Austria macht eine genaue Beschreibung der unterschiedlichen Todesursachen schwierig. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass z. B. hinsichtlich Hepatitis/Lebererkrankungen in der Substitutionskohorte 2018 mindestens das 11,1-fache Sterberisiko und hinsichtlich Suizid mindestens das 4,4-fache Sterberisiko wie in der Allgemeinbevölkerung besteht.
Schlussfolgerungen: Das Standardmortalitätsverhältnis von 4,5 ist im internationalen Vergleich als niedrig einzustufen, was für die Qualität der Substitutionsbehandlung in Österreich spricht. Die Mortalitätsrate könnte durch gezielte Maßnahmen, wie z. B. Peer-Naloxonprogramme, rechtzeitige Behandlung von Hepatitis und Suizidprävention, weiter gesenkt werden.
English Version:
Background: Mortality cohort studies involving high-risk drug users are a central element of the drug monitoring system defined by the European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction. They allow to compare the mortality rate of particular groups with that of the general population as well as with other studies of the same target group. Analysed on a cause-of-death basis, they provide relevant information for prevention and treatment.
Method: The pseudonymised statistics register, containing all persons who started opioid substitution treatment in Austria, was linked with the general causes of death statistics for the years 2002 to 2016 (substitution cohort 2018). (Cause-of-death specific) comparisons were carried out applying indirect standardisation.
Results: 24 892 persons were observed from 2002-1-1 until 2016-12-31 covering over 197 739 person-years. 1 526 persons died during this period. The observed standard mortality ratio in relation to the general population is 4.5 – i. e. the mortality risk in the substitution cohort 2018 is 4.5 times higher than that of the general population with an equal composition of age and gender. The monocausal coding of causes of death by Statistik Austria makes it difficult to assess the various causes of death precisely. It can however be assumed that the substitution cohort 2018 has at least a 11.1 times higher mortality risk for hepatitis/hepatic diseases and at least a 4.4 times higher mortality risk for
suicide than the general population.
Conclusions: The standard mortality ratio of 4.5 can be rated to be low in an international comparison, which suggests that substitution treatment in Austria is of high quality. The mortality rate could be further reduced by targeted measures such as peer naloxone programmes, early treatment of hepatitis as well as suicide prevention.
Zitierweise:
Busch M, Anzenberger J, Uhl A (2019). Mortalität von Menschen mit Opioidabhängigkeit. Suchtmed 21(6): 367–372
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