M. Meyer, A.-K. Mücke, J. Strasser, M. Walter, M. Vogel
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Zusammenfassung:
Seit über 25 Jahren existiert in der Schweiz die heroingestützte Behandlung für schwer opioidabhängige Patient*innen. Pharmazeutisches Heroin (Diacetylmorphin, DAM) wird dabei in spezialisierten Behandlungszentren in intravenöser und oraler Form verabreicht. Die Veränderung der Konsumformen von Straßenheroin und das steigende Durchschnittsalter heroinabhängiger Patienten erfordern jedoch zunehmend auch eine Adaptierung des medizinischen Behandlungsangebots. In der Schweiz wird seit kurzer Zeit DAM auch nasal eingesetzt, begleitet von einer multizentrischen Beobachtungsstudie. Die ersten Erfahrungen fielen sehr positiv aus und ein relevanter Teil der Patienten behielt die nasale Anwendungsform bei. Aufgrund ihrer erleichterten Durchführbarkeit ist das Risiko für injektionsbedingte Verletzungen und Erkrankungen, wie sie etwa bei intramuskulärer, subkutaner oder Leisteninjektion auftreten, reduziert. Zudem ist sie mit einem geringeren Stigma und Risiko für Überdosierungen verbunden. Nicht zuletzt könnten mit dem Angebot einer nasalen Heroingabe die primär sniffenden Patienten angesprochen werden, deren therapeutische Erreichbarkeit bisher erschwert war. Sollte sich die nasale Verabreichungsform als machbar, akzeptabel, effektiv und nebenwirkungsarm herausstellen, wird sie sich in naher Zukunft als weitere Behandlungsperspektive etablieren und somit die dringend notwendige Individualisierung in der heroingestützten Behandlung erweitern.
English Version:
Heroin-assisted treatment for patients with severe opioid use disorder has been an established treatment option in Switzerland for more than 25 years. Pharmaceutical heroin (diacetylmorphine, DAM) is available in specialised treatment centres for intravenous and oral application. However, the trends of changing routes of administration of illicit heroin and the aging of heroin-dependent patients increasingly require an adaptation of treatment options. Therefore, the use of nasal DAM in heroin-assisted treatment is currently investigated in a multicentre observational study. First experiences are very positive, and a substantial proportion of patients continued to use nasal application. The risk of injecting-related injuries and diseases, such as those occurring with intramuscular, subcutaneous, or inguinal injection, is likely reduced. Nasal administration is also associated with a lower risk of overdosing and is less stigmatised. Additionally, the option could appeal to patients who primarily snort heroin and have so far not been reached by the traditional methods of administration in heroin-assisted treatment. Should nasal administration prove to be feasible, acceptable, effective and with few side effects, it will establish itself as yet another treatment option in the near future and thus expand the urgently needed individualisation in heroin-assisted treatment.
Zitierweise:
Meyer M, Mücke A-K, Strasser J, Walter M, Vogel M (2021). Nasale Applikationsform in der opioidgestützten Behandlung 23(4): 219-224
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