C. Böhmert
Den kompletten Artikel können Sie in unserem "Handbuch der Umweltmedizin" nachlesen.
Zusammenfassung
Der Nocebo-Effekt ist ein klinisch hochrelevantes Phänomen, das erst in den letzten 15 Jahren mehr und mehr in den Fokus eines größeren Kreises an Forschern und Forscherinnen gerückt ist. Er beschreibt die Entwicklung von Symptomen bei Konfrontation mit einem harmlosen Stimulus – ein Placebo-Effekt also, jedoch mit negativen Auswirkungen. Erklärende Ansätze für den Nocebo-Effekt sind Erwartungstheorien und klassische Konditionierung. Da Erwartungen ein wichtiger Bestandteil von Nocebo-Effekten sind, stellt der Effekt eine Herausforderung für die Kommunikation über Nebenwirkungen von Medikamenten, aber auch über die Wirkungen und Nicht-Wirkungen von Stimuli in der Umwelt dar. Mit „Framing“ und Psychoedukation sind zwei kommunikative Methoden, die Nocebo-Effekte vermeiden sollen, bereits in Ansätzen erforscht worden. Dabei ist insbesondere der Framing-Ansatz hervorzuheben, der in mehreren Studien konsistent zu einer Verringerung des Nocebo-Effekts führte. Bei komplexen Erkrankungen wie etwa IEI-EMF (gesundheitliche Probleme mit ursächlicher Zuschreibung zu elektromagnetischen Feldern) kommt dem Nocebo-Effekt sehr wahrscheinlich eine Rolle in der Aufrechterhaltung der Erkrankungen zu. Die ursächlicheZuschreibung von Symptomen auf elektromagnetische Felder und die Erwartungen der Betroffenen erscheinen dabei als wichtige Faktoren. Jedoch sollte konkret bei IEI-EMF darauf geachtet werden, nicht vorschnell aus Querschnittstudien Schlüsse im Hinblick auf die Krankheitsgenese zu ziehen.
Schlagworte: Nocebo, Erwartungen, Framing, Nebenwirkungen, Elektromagnetische Felder
Abstract
The nocebo effect is a clinically highly relevant phenomenon that has only increasingly become the focus of a wider circle of researchers in the last 15 years. It describes the development of symptoms when confronted with a harmless stimulus - in otherwords, a placebo effect, butwith negative consequences. Theoretical explanations for the nocebo effect are offered by expectation theories and classical conditioning. As expectations are an important component of nocebo effects, the effect poses a challenge for communication about the side effects of medication, but also about the effects and non-existing effects of stimuli in the environment. With ”framing” and psychoeducation, two communicative methods designed to avoid nocebo effects have already been researched to some extent. In particular, the framing approach should be emphasised, which has consistently led to a reduction in the nocebo effect in several studies. In complex diseases such as IEI-EMF (health problems with causal attribution to electromagnetic fields), it is very likely that the nocebo effect plays a role in the maintenance of the diseases. The causal attribution of symptoms to electromagnetic fields and the expectations of those affected appear to be important factors here. However, in the case of IEI-EMF, care should be taken not to draw premature conclusions fromcross-sectional studies with regard to the genesis of the disease.
Keywords: Nocebo, expectations, framing, side-effects, electromagnetic fields
Zitierweise:
Böhmert C (2024). Nocebo-Effekte in der Umweltmedizin. In: Wichmann HE, Fromme H, Zeeb H (Hrsg.), Handbuch der Umweltmedizin, Kap. V-13.2. 79. Erg.-Lfg. ecomed Medizin, Landsberg
Der ecomed MEDIZIN PublikationsTicker informiert Sie über die wichtigsten und spannendsten Beiträge aus unseren medizinischen Publikationen aus allen Fachgebieten von A wie AINS bis U wie Umweltmedizin.