H. Fromme, K. Schröder, W. Schober
Den kompletten Artikel können Sie in unserem "Handbuch der Umweltmedizin" nachlesen.
Zusammenfassung
Die Belastungen der Außen- und Innenraumluft durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Vor diesem Hintergrund stellt die Aufnahme von PAK über Nahrungsmittel den dominanten Belastungspfad für Menschen dar. Zusätzlich kann das Rauchen von Tabakprodukten, je nach Konsum, eine wesentliche zusätzliche Belastungsmöglichkeit darstellen.
Aufgrund ihrer chemischen Charakteristika werden PAK, je nach vorliegender Einzelsubstanz und inAbhängigkeit von den Bedingungen am Resorptionsort, gut in den Organismus aufgenommen. Dies gilt insbesondere für die Inhalation. Der toxikologisch entscheidende Prozess im Stoffwechsel stellt die Bildung von kanzerogenen Metaboliten dar, die mit körpereigenen kritischen Zielstrukturen (z. B. DNS, Membranen) reagieren können.
Bezüglich eines Human-Biomonitorings liegen sowohl Methoden für ein Belastungsmonitoring (Metabolitenbestimmung) als auch für ein Effektmonitoring (Adduktbildung) vor.
Die kanzerogeneWirkung von Benzo[a]pyren (BaP) als Einzelsubstanz wurde in tierexperimentellen Untersuchungen hinreichend belegt. Die Bewertung der Kanzerogenität des PAK-Gemisches erfolgt daher oftmals mit Hilfe von BaP als Leitsubstanz. Mittlerweile gewinnen aber auch andere Ansätze, wonach mehrere PAK mittels sogenannter Toxizitätsäquivalenzfaktoren bewertet werden, an Bedeutung. PAK besetzen auf der Skala der kanzerogenen Potenz ein breites Spektrum, das trotz chemischer Strukturähnlichkeiten oftmals von „nicht nachweisbar“ (z. B. Benzo[e]pyren) bis zu „stark kanzerogen“ (z. B. BaP) reicht. Für den Menschen liegen hinsichtlich der kanzerogenen Wirkungen nach inhalativer Exposition vor allem Daten aus epidemiologischen Untersuchungen bei Arbeitern an Kokerei-Arbeitsplätzen vor. Zahlreiche Untersuchungen an Arbeitern, die gegenüber PAK am Arbeitsplatz exponiert waren, sowie epidemiologische Studien an Rauchern, belegen das erhöhte Risiko, nach 10- bis 15-jähriger Exposition an Lungenkrebs zu erkranken. PAK treten hierbei immer in Gemischen auf. Es existieren daher für den Menschen zwar eine Reihe von Erkenntnissen im Zusammenhang mit unterschiedlichen PAK-haltigen Gemischen, der Kenntnisstand aus epidemiologischen Untersuchungen bezüglich des kanzerogenen Potenzials einzelner PAK ist aus
methodischen Gründen aber gering. In der MAK und BAT-Werte-Liste stuft die Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Pyrolyseprodukte, wie beispielsweise Kokerei-Rohgase
und Braun- und Steinkohlenteerpeche, in denen der Anteil von PAK besonders hoch ist, als krebserzeugend für den Menschen ein. Auch für verschiedene andere Organisationen gilt die Kanzerogenität von bestimmten PAK und insbesondere von BaP als erwiesen. Die nicht-kanzerogenen gesundheitsschädlichen Effekte durch PAK sind gegenüber den kanzerogenen Wirkungen von untergeordneter Bedeutung und vergleichsweise wenig untersucht. Zunennen sind hier vor allem lungentoxische, immuntoxische, reproduktions- und fruchtschädigende Wirkungen. Zur akuten Toxizität von PAK liegen nur wenige Informationen, zumeist aus Tierversuchen, vor. Demnach ist die akute Toxizität gering. Akute Vergiftungen (hämolytische Anämie) beim Menschen werden nur für Naphthalin bei hoher oraler und inhalativer Aufnahme berichtet.
Zitierweise:
Fromme H, Schröder K, Schober W (2024). Organische Verbindungen/Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). In: Wichmann HE, Fromme H, Zeeb H (Hrsg.), Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VI-4, 78. Erg.-Lfg. ecomed Medizin, Landsberg
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