A. Krüger
Wie schützt man sich vor Mücken- oder Zeckenstichen?
Diese Frage beschäftigt seit jeher Reisende – u.a. auch bei Zeltreisen. Auch wenn nicht hundertprozentig, so ist doch der beste Schutz der durch Vorbeugung bzw. persönliche Expositionsprophylaxe, also die Vermeidung des Kontakts mit blutsaugenden Plagegeistern. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:
Repellentien beruhen zumeist auf synthetischen Wirkstoffen, die den Geruchssinn der bluthungrigen Tiere blockieren. Neben der physikalischen Barriere Kleidung oder Netz spielen außerdem Insektizide eine wichtige Rolle.
Insekten-Repellents für die Haut
Kommerzielle Repellents (= „Abwehrmittel“) für die Anwendung auf der Haut sind seit Jahrzehnten im Gebrauch, vor allem als Schutz vor Mücken (in den Tropen Überträger von Malaria, Gelbfieber, Denguefieber u.a.), zunehmend aber auch gegen Zecken, die in Nordamerika und Europa Lyme-Borreliose und FSME übertragen können. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die US-Seuchenbehörde CDC empfahlen in der Vergangenheit Repellents mit den Wirkstoffen DEET (Diethyltoluamid, z.B. Anti Brumm®, NoBite®, Jaico®) oder Icaridin bzw. Picaridin (z.B. Autan®). Blutsaugende Arthropoden nehmen unseren Körpergeruch, d.h., insbesondere Komponenten der Atemluft und Kohlendioxid wahr. DEET und Icaridin machen uns gewissermaßen unsichtbar, indem die Geruchswahrnehmung der Arthropoden gehemmt wird. Repellentien haben dementsprechend keine insektizide Wirkung!
DEET ist bereits seit dem Vietnamkrieg im Gebrauch und der am besten ausgetestete Wirkstoff. Es wird in Konzentrationen von 20–50 % angeboten, wobei Konzentrationen von mehr als 20 % eine deutlich längere Schutzwirkung von bis zu zehn Stunden erzielen. Ähnlich aussagekräftige Studien liegen zur Wirksamkeit von Icaridin vor, wobei diesem Mittel bessere kosmetische Eigenschaften als DEET bei gleichzeitiger Unbedenklichkeit bezüglich Nebenwirkungen oder Auflösung mancher Kunststoffe zugesprochen werden. Allerdings sind Icaridin-Produkte nicht weltweit erhältlich. Ein neuerer Wirkstoff, der jedoch laut Stiftung Warentest (2017) etwas schlechter abschneidet, ist para-Mentan-3,8-diol (PMD, z.B. Soventol®).
Daneben gibt es bereits eine Vielzahl an Repellents auf Basis pflanzlicher bzw. ätherischer Öle (z.B. Teebaumöl, Soja, Citronella, Zitroneneukalyptus als natürliche Variante des PMD, s.o.).
Die Vorzüge hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit gegenüber chemisch-synthetischen Wirkstoffen liegen auf der Hand, so dass die Weiterentwicklung bzw. Verbesserung der pflanzlichen Präparate momentan hohe Priorität hat. Schon jetzt können diese durchaus effektiv sein, zeigen aber in der Regel noch eine deutlich kürzere Wirkungsdauer als die klassischen Repellents. Andererseits sind auch ätherische Öle in hoher Konzentration mit Vorsicht zu genießen, insbesondere im Bereich von Schleimhäuten oder bei starker Sonneneinstrahlung!
Generell muss darauf geachtet werden, dass die Wirkungsdauer und Einschränkungen bei Kleinkindern oder Schwangeren bei den diversen Produkten unterschiedlich sind (bitte Packungsbeilage beachten!). Sollte sich ein Repellent während einer Reise nicht bewähren, sollte man im Ausland nach lokalen Produkten fragen, die möglicherweise besser wirken als mitgebrachte Mittel (z.B. Tabard in Südafrika, T3 Djungel Deo in Schweden). Dabei muss man sich aber im Klaren sein, dass die Deklaration der Inhaltsstoffe nicht unbedingt unseren Standards entspricht und das Risiko besteht, dass solche Produkte bedenkliche Stoffe beinhalten.
Kleidung (inkl. Imprägnierung)
Generell ist darauf zu achten, dass man in Risikogebieten möglichst lange Kleidung trägt. Diese sollte gegebenenfalls auch eine Materialstärke besitzen, die das Durchdringen der Stechrüssel von Mücken u.a. verhindert (bis zu 40 % aller Mückenstiche passieren durch die Kleidung!). Als Schutz vor Zecken empfiehlt es sich, festes und möglichst hohes Schuhwerk zu tragen und die Hosen darin einzuschnüren.
Neben den Repellents für die Haut gibt es auch Produkte, mit denen die Kleidung oder Bettnetze imprägniert werden können. Dabei handelt es sich um spezielle Kontakt-Insektizide wie Permethrin, welches neurotoxisch auf Insekten wirkt. Permethrin gehört zu den sogenannten Pyrethroiden, einer Gruppe von Insektenbekämpfungsmitteln, die vom natürlichen Gift der Chrysanthemen, dem Pyrethrum, abgeleitet worden sind. Unbedingt Warnhinweise beachten! Permethrin sollte niemals in direkten Hautkontakt kommen. Von Vorteil ist, dass die Wirkung deutlich länger anhält und z.T. auch noch nach dem Waschen funktioniert. Mittlerweile sind in Outdoor-Geschäften auch Bekleidungsartikel frei erhältlich, die fabrikmäßig vorimprägniert sind, während die Bundeswehr eigene Uniformserien mit lang anhaltender Imprägnierung verwendet.
Moskito- bzw. Bettnetze
Moskitonetze können einen hoch effektiven Schutz vor Mücken darstellen – und so zu ungestörtem Schlaf verhelfen, da sie in erster Linie gegen nachtaktive Plagegeister schützen. Hierzu gehören neben den Malariamücken auch Culex-Stechmücken (Überträger von Filariosen, Westnilfieber- und Japanischem Enzephalitis-Virus), Sandmücken sowie Bett- und Raubwanzen (Letztere als Überträger der Chagas-Krankheit in Mittel- und Südamerika). Wogegen Bettnetze jedoch nicht helfen, sind tagaktive Mücken und hier insbesondere die aktuell relevanten Aedes-Tigermücken als Vektoren von Dengue-, Zika- und Chikungunya-Viren. Aber Vorsicht: es kommt generell auch auf die richtige Handhabung und vor allem darauf an, dass das Netz völlig intakt ist! Jedes kleine Loch bedeutet ein Stech- und Infektionsrisiko.
Am geeignetsten sind solche Netze, deren „Dach“ in etwa der Grundfläche des Bettes entspricht, so dass die Netz-„Wände“ frei und gerade herunterfallen können und man im Schlaf nicht damit in Berührung kommt (bei kleinem „Dach“ entstehen schräge „Wände“, die häufig an Kopf oder Füße stoßen). Zudem sollten die unteren Ränder des Netzes unter die Matratze gestopft werden, um offene Falten zu verhindern.
Einen repellenten und insektiziden Effekt erzielt man durch Imprägnieren des Netzes mit Permethrin (s.o.). Allerdings sind Bettnetze in der Regel bereits beim Kauf imprägniert, aber darauf sollte auf jeden Fall genau hingewiesen werden.
Hinsichtlich der Maschenweite hat man keine besonders große Auswahl. Die herkömmlichen Netze schützen in jedem Fall vor „echten“ Stechmücken. Dagegen helfen Bettnetze nur bedingt gegen solche Blutsauger, die deutlich kleiner als Stechmücken sind (z.B. Gnitzen oder Sandmücken). Hier ist zusätzliche Imprägnierung unverzichtbar.
Sonstige Tipps zum Insektenschutz
Zitierweise:
Krüger A (2018). Schutz vor Insekten (Repellentien). In: Harth V, Rose DM, Letzel S, Nowak D (Hrsg.) Reisemedizin und Impfen, ecomed Medizin, Landsberg
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