Auszug aus Tropenmedizin:
Erreger: Larven (Sparganum) von einigen Spirometra-Spezies (2. Larvenstadium, Plerocercoide; z.B. von Spirometra mansoni, S. erinaceieuropaei, S. mansonoides); Familie Diphyllobothriidae.
Der adulte Wurm parasitiert normalerweise in fleischfressenden Tieren und vollendet seinen Entwicklungszyklus in der Regel nicht nicht im Menschen. 1. Zwischenwirt des Erregers sind kleine Ruderfußkrebse (Cyclops-Arten), 2. Zwischenwirt sind Reptilien, Amphibien und bestimmte Säuger.
Verbreitung: Infektionen kommen vor allem in Südostasien, aber auch in Nordamerika und Ostafrika vor. Hunde, Katzen und andere fleischfressende Tiere sind weltweit in vielen Regionen infiziert.
Übertragung: Die Infektion erfolgt durch die orale Aufnahme von Wasser, das mit erregerhaltigen Ruderfußkrebsen der Gattung Cyclops kontaminiert ist. Menschen können nach dem Verzehr der 2. Zwischenwirte (Frösche, Säuger, Schlangen) auch paratenische Wirte sein. In einigen Regionen von Südostasien, besonders in Thailand, Malaysia und Vietnam, wird der Mensch dadurch infiziert, dass Zubereitungen aus Plerocercoid-haltigen Fröschen zu Heilzwecken auf Augen oder Wunden aufgebracht werden.
Inkubationszeit: Wenige Tage bis Wochen.
Klinik: Das Plerocercoid (Sparganum) wandert in das Subkutangewebe und wird von fibrotischen Gewebe in kompakten Knoten umgeben; es kann dadurch zu schmerzhaften Schwellungen und Abszedierungen kommen. Bei dem möglichen Befall der Konjunktiven und des umgebenden Gewebes nach direkter Einwanderung (auch in Wunden) finden sich akute Entzündungszeichen mit Konjunktivitis und Periorbitalödem, selten kommt es zu Hirnabszessen. Der Parasit kann mehrere Zentimeter groß werden. Abgestorbene Larven führen zu Gewebsschädigungen.
Sparganum proliferum ist eine seltene Manifestation einer larvalen Zestodeninfektion und kann in Haut, Muskeln, inneren Organen und im Gehirn gefunden werden. Der ZNS-Befall geht mit Raumforderungen und schwerster neurologischer Symptomatik einher. Die Larven werden bis zu 25 cm groß und sind durch ihr seitlich wucherndes Wachstum gekennzeichnet.
Diagnostik: Die Diagnose wird histologisch nach Extraktion des Parasiten gestellt. Häufig findet sich eine ausgeprägte Bluteosinophilie.
Therapie: Meist ist die chirurgische Extraktion der lebenden und mobilen Parasiten möglich. Bei multiplem Befall zusätzliche medikamentöse Behandlung mit Praziquantel (Therapieversuch; nicht sicher wirksam); insgesamt besteht wenig Erfahrung mit der medikamentösen Behandlung der Sparganose.
Prävention: Trinkwasserhygiene; Vermeidung des Genusses von Fleisch oder Organen der 2. Zwischenwirte oder von der Anwendung dieser Gewebe zu Heilzwecken.
Abb.: Subkutane Sparganum-Larve (Korea). Quelle: Dr. H. Lieske, Deutschland
Zitierweise:
Meyer CG (2019): Sparganose (Spirometrose). In: Tropenmedizin. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, ecomed Medizin, Landsberg
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