O. Michel
Abstract aus dem Handbuch der Arbeitsmedizin:
Berufliche und tätigkeitsbezogene Noxen physikalischer Art oder in Form von Aerosolen, Stäuben und chemischen Gasen können im Bereich der oberen Atemwege Schleimhauterkrankungen auslösen, die von einer vorübergehenden Irritation bis hin zu einer manifesten Berufskrankheit, besonders auch in Form bösartiger Tumoren, reichen. Eine Reihe dieser Erkrankungen haben denselben pathogenetischen Hintergrund wie berufsbedingte Lungenerkrankungen und treten häufig gemeinsam mit ihnen auf.
Bei den Berufskrankheiten der oberen Atemwege sind es die allergischen Erkrankungen, die wegen des unmittelbaren Kontaktes der arbeitsbedingten Allergene mit den Schleimhäuten bei der Atmung eine wichtige Rolle spielen, da sie die Berufsausübung in Frage stellen können.
In vielen Tätigkeiten kann es durch den Kontakt mit krebserzeugenden Substanzen bei genügender Einwirkung nach Dauer und Intensität zur Entstehung von bösartigen Erkrankungen kommen. Hartholzstäube und Asbestfasern sind in diesem Bereich die wichtigsten Gefährder, die in einer überdurchschnittlich hohen Zahl zu Berufserkrankungen im rentenberechtigten Ausmaß führen. Im Bereich der oberen Atemwege sind in den letzten Jahren weitere eigenständige Berufserkrankungen von der Bundesregierung in die Berufskrankheitenliste mit neuer Listennummer aufgenommen worden, wie bösartige Neubildungen der oberen Atemwege durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) (BK Nr. 4110) und das Larynxkarzinom durch Schwefelsäure (BK Nr. 1319).
Im Bereich der oberen Atemwege ist das Kehlkopfkarzinom als Ergänzung zu der BK Nr. 4113: „Lungenkrebs durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe“ eingeführt und damit die vorher bestehende Überlappung der Berufskrankheit mit BK Nr. 4110: „Bösartige Neubildungen der Atemwege durch Kokereirohgase, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)“ aufgehoben worden, die zur Verwirrung hinsichtlich des Kehlkopfkarzinoms durch PAK beigetragen hat.
Hinsichtlich der Kausalitätsbeurteilung ist weiterhin zu beachten, dass das Rauchen und der übermäßige Alkoholkonsum nach wie vor die häufigsten konkurrierenden Noxen für die Entstehung eines Larynxkarzinoms darstellen.
Hinsichtlich der Bewertung der MdE nach erfolgter Behandlung ist die Falkensteiner Empfehlung zu berücksichtigen, in der die neuesten Therapiemöglichkeiten durch die funktionssparende endolaryngeale Chirurgie Berücksichtigung findet.
Zitierweise:
Michel O (2019). Spezifische HNO-Erkrankungen und Beruf. In: Letzel S, Nowak D (Hrsg): Handbuch der Arbeitsmedizin. Kap. D I–3.1.2, 52. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
Arbeitsphysiologie, Arbeitspsychologie, Klinische Arbeitsmedizin, Gesundheitsförderung und Prävention
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