C.G. Meyer
Den kompletten Beitrag können Sie in unserem Buch "Handbuch der Infektionskrankheiten" nachlesen.
Viele der Viren, die fieberhafte Erkrankungen oder Blutungen verursachen, gehen auch gelegentlich mit einer Beteiligung des ZNS einher. Daneben gibt es jedoch eine Reihe von Viren, die primär einen ausgeprägten Neurotropismus aufweisen. Im Folgenden sollen einige Arboviren der Familien Togaviridae und Flaviviridae angesprochen werden. Die von diesen Erregern verursachten Erkrankungen sind sich in ihren klinischen Erscheinungsformen häufig sehr ähnlich. Neben asymptomatischen Infektionen kann es zu schwersten neurologischen Krankheitssymptomen, letalen Verläufen und, nach Überstehen einer Infektion, zu ausgeprägten neurologischen Residuen kommen. Die Krankheitsmanifestationen sind oft vom Lebensalter der Betroffenen, aber auch von Virulenzunterschieden der einzelnen Erregerstämme, der anatomischen Lokalisation des zerebralen Befalls und der aktuellen Immunitätslage einer exponierten Population abhängig. Häufig besteht gleichzeitig eine Meningitis (Meningoenzephalitis).
Typische Symptome nahezu aller viraler Enzephalitiden sind neben Fieber besonders Kopf- und Muskelschmerzen, gastrointestinale Symptome und schwerstes Krankheitsgefühl. Weiterhin können – in unterschiedlichem Ausmaß – Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, kognitive Defizite und Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen, ein organisches Psychosyndrom und neurologische Ausfallserscheinungen mit Paresen und Sprachstörungen und evtl. Meningismus und Krampfanfälle auftreten.
Unbehandelt gehen Enzephalitiden mit einer hohen Letalität einher; dies bedingt die Notwendigkeit einer frühzeitigen stationären Behandlung.
Neben den in Westeuropa häufigen viralen Erregern einer Enzephalitis (FSME-Virus, Ebstein-Barr-Virus, Rötelnvirus, Herpes-Simplex-Virus, Masern- und Mumpsvirus, verschiedenen Enteroviren, Varizella-Zoster-Virus u.a.) sind in den Tropen neben dem Tollwut-Virus besonders Vertreter der Togaviridae und Flaviviridae von Bedeutung. Differenzialdiagnostisch sind immer bakterielle und parasitäre Infektionen, aber in seltenen Fällen auch durch Prionen hervorgerufene Erkrankungen in Betracht zu ziehen.
Zitierweise:
Meyer CG (2021). Virusinfektionen durch Enzephalitis-Erreger. In: Meyer CG (Hrsg.). Handbuch der Infektionskrankheiten, 90. Erg.-Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prophylaxe, Gesetzliche Regelungen
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