H. Fromme
Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:
Das Rauchen von Wasserpfeifen (WP), auch bekannt als Shisha oder Hookah, hat sich, insbesondere bei Jugendlichen, in den westlichen Ländern als eine zunehmende Alternative zum Zigarettenrauchen etabliert und entwickelt. Viele Nutzer glauben fälschlicherweise, dass das WP-Rauchen nur eine soziale Form des gemeinsamen Entspannens und Zusammenseins ist, die im Vergleich zum Zigarettenrauchen mit keinen oder zumindest deutlich geringeren gesundheitlichen Wirkungen verbunden ist. Tatsächlich sind aktive Raucher jedoch hunderten von toxischen und teilweise kanzerogenen Substanzen mit dem Hauptstromrauch ausgesetzt. Auch die hohen Kohlenmonoxidgehalte (CO) und die Exposition gegenüber Nikotin müssen gesundheitlich als sehr kritisch eingeschätzt werden.
Auch wenn sogenannte „tabakfreie“ Rauchprodukte für die WP benutzt werden, lässt sich zwar die Nikotinaufnahme umgehen, nicht jedoch die Aufnahme von anderen Schadstoffen des Haupt- bzw. Nebenstromrauchs. WP-Rauchen ist inbesondere mit Kohlenmonoxidvergiftungen und anderen akuten Wirkungen auf das kardiopulmonale System verbunden. Langfristige Effekte auf die Lungengesundheit werden konsistent beschrieben. Für kanzerogene Wirkungen liegen deutliche Hinweise auf eine Assoziation mit der Entwicklung von Tumoren der Lunge, Speiseröhre und ggf. des Kopf-/Halsbereiches vor, denen gezielter nachgegangen werden muss. Insgesamt besteht, auch was das Suchtpotenzial angeht, ein mit dem Zigarettenrauchen vergleichbares Gesundheitsrisiko.
Beim Rauchen von WPs entstehen auch in Innenräumen hoheGehalte an CO, feinen und ultrafeinen Partikeln, kanzerogenen Substanzen wie PAKs, Nitrosaminen und Benzol sowie Nikotin. Diese Situation stellt für Passivraucher und Beschäftigte in öffentlichen Einrichtungen sowie den WP-Raucher selbst, der zusätzlich noch über den Hauptstromrauch belastet wird, ein ernstes gesundheitliches Risiko dar.
Auch das Human-Biomonitoring belegt, dass bei WP-Rauchern, aber auch Passivrauchbelasteten, eine hohe interne Belastung mit problematischen Substanzen bzw. deren Abbauprodukten besteht. Dringend sind mehr wissenschaftliche Studien zu den gesundheitlichen Wirkungen notwendig und auch Präventionsprogramme zum Schutz der allgemeinen Bevölkerung. Außerdem sollten öffentliche Einrichtungen, in denen WPs geraucht werden, unter das Nichtraucherschutz-Gesetz fallen bzw. konsequenter kontrolliert werden.
Zitierweise:
Fromme H (2019). Wasserpfeife (Shisha). In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VI-8.5, 60. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
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